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Setzt sich Deutschland endlich mit seiner grausamen Kolonialgeschichte auseinander?

Ministerin erkennt systematisches Unrecht und Leid an und ruft zur Aufarbeitung auf

Kameruns Außenminister, Lejeune Mbella Mbella, und Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Katja Keul, in Yaoundé, Kamerun, Oktober 2022. © 2022 MINREX Ministère des Relations Extérieures du Cameroun

Eine leitende deutsche Politikerin hat in einer eindringlichen Rede die Notwendigkeit betont, dass Deutschland seine grausame koloniale Vergangenheit in Kamerun, einer deutschen Kolonie zwischen 1884 und 1919, und anderen ehemaligen deutschen Kolonien aufarbeitet.

Katja Keul, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, erklärte: "In Deutschland haben wir die Kolonialzeit viel zu lange entweder verharmlost oder ignoriert. Als Gesellschaft, als Regierung, und auch als Auswärtiges Amt. ... Lassen Sie es mich ganz offen sagen: Der europäische Kolonialismus war ein Unrechtssystem."

Während ihres Kamerun-Besuchs vom 30. Oktober bis zum 2. November würdigte Keul Rudolf Douala Manga Bell, einen Douala-König und Widerstandsführer gegen die deutsche Kolonie in Kamerun. Im Jahr 1914 verurteilte die deutsche Kolonialverwaltung den König in einem Prozess zum Tode, der schon damals gegen ein ordentliches Verfahren verstieß.

Keul sagte, dass "der Kolonialismus zu unvorstellbarem Leid geführt hat. Er hat das Leben vieler Menschen in Afrika zerstört. König Rudolf Manga Bell war einer von ihnen."

Keul diskutierte mit Kameruns Premierminister auch die Aussichten auf eine Rückgabe von Artefakten, die während der Kolonialzeit aus Kamerun entfernt wurden.

Sie verpflichtete die Bundesregierung, "sich diesem Kapitel unserer Geschichte zu stellen und die Versäumnisse bei der Aufarbeitung zu beenden."

Keuls Rede folgt auf die Ablehnung Deutschlands im September, ein Reparationsabkommen neu zu verhandeln, das im Zusammenhang mit den während der deutschen Kolonialisierung Namibias zwischen 1885 und 1919 an den Völkern der Herero und Nama begangenen Gräueltaten steht. Diese wurden inzwischen von Deutschland als Völkermord anerkannt. Das "Versöhnungsabkommen" wurde unter anderem von Kolonialhistorikern und Vertretern der Herero und Nama als gescheitert angesehen, unter anderem weil letztere bei den Verhandlungen zwischen der deutschen und der namibischen Regierung nicht als offizielle Partner anerkannt wurden.

Studien haben gezeigt, dass Deutschland mit strukturellem Rassismus in seinen Institutionen wie der Polizei, dem Gesundheitswesen und der öffentlichen Arbeitsverwaltung zu kämpfen hat.

Wenn es der deutschen Regierung mit der Aufarbeitung ihrer kolonialen Vergangenheit ernst ist, sollte sie ihren Ansatz zu Wiedergutmachung überdenken und untersuchen, wie sich ihre koloniale Vergangenheit auf den heutigen Rassismus in Deutschland auswirkt. Die EU verlangt von Deutschland, einen Nationalen Aktionsplan gegen Rassismus zu verabschieden; einen solchen Plan anzunehmen, der sich mit dem im Kolonialismus wurzelnden Rassismus befasst, wäre ein wichtiger Schritt.

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