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USA bestraft Lettland
(New York, 6. August 2003) – In ihrer anhaltenden Kampagne, den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) zu unterminieren, setzten die Vereinigten Saaten einige ihrer engsten Verbündeten, darunter Lettland, unter Druck, sagte Human Rights Watch heute.


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„Aus vollkommen irrationalen Gründen setzt die Bush-Regierung seine Hauptverbündeten, darunter Lettland, unter Druck. Diese Art von Außenpolitik ist kurzsichtig und gegenproduktiv."

Isaac Flattau von Human Rights Watch


 
Die Vereinigten Staaten haben militärische Unterstützung für 35 Länder suspendiert, da diese nicht bereit sind, bilaterale Immunitätsabkommen zu unterzeichnen. Die bilateralen Abkommen nehmen US-Bürger von der Gerichtsbarkeit des IStGH aus. Der IStGH verhandelt Personen, die des Völkermords, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen angeklagt werden. In der Form, wie die Abkommen von den Vereinigten Staaten präsentiert werden, verstoßen sie jedoch nicht nur gegen Artikel 98 (2) des IStGH-Vertrags, sondern auch gegen allgemeines Völkerrecht, da sie dem „Sinn und Zweck“ des Statuts von Rom widersprechen.

„Obwohl Politiker versichern, dass die Beziehungen der Vereinigten Staaten mit dem Baltikum durch die Verweigerung von Unterstützungen nicht strapaziert werden, ist es ganz eindeutig, dass diese Länder unfair bestraft werden,“ sagte Isaac Flattau von Human Rights Watch.

Human Rights Watch begrüßte Lettlands Entscheidung, den Forderungen der Vereinigten Staaten nicht nachzukommen. Lettland wahrt so seine rechtlichen Verpflichtungen des IStGH-Vertrages und demonstriert damit einmal mehr seine starke Unterstützung für den Gerichtshof – insbesondere, da Anita Usacka, eine ehemalige Verfassungsrichterin in Lettland, unter den ersten 18 gewählten Richtern des Gerichtshofs ist.

Durch die Ablehnung des Immunitätsabkommens mit den Vereinigten Staaten, hat sich Lettland der Position der EU und der anderen 9 EU-Aufnahmestaaten angeschlossen. Diese hatten sich wiederholt gegen die US-Politik der Straflosigkeit ausgesprochen. Die starke Haltung der EU gegenüber bilateralen Abkommen wurde am 15. Juni durch die Verabschiedung einer neuen gemeinsamen Position bekräftigt. Darin werden die EU-Mitglieder aufgerufen, Staaten zu unterstützen, die sich weigerten, die bilateralen Abkommen mit den USA zu unterschreiben.

Die US-Politik geht oft weit über die Durchsetzung des American Servicemembers Protection Act (ASPA) hinaus. Das „Anti-IStGH-Gesetz“ wurde letztes Jahr von dem Kongress verabschiedet. Ein hochrangiger lettischer Diplomat sagte Human Rights Watch, dass die Bush-Regierung beschlossen hatte, weitere 2.7 Millionen US-Dollar, die als zusätzliche Unterstützung für lettische Truppen im Irak bestimmt waren, zu kürzen. Die litauische Beteiligung im Irak wird jedoch weiterhin finanziert, obwohl andere militärische Mittel gestrichen worden sind.

Mit dem bevorstehenden NATO-Beitritt Lettlands, Litauens und Estlands im Frühjahr 2004 wird die militärische Hilfe jedoch wiederhergestellt werden. Solch sprunghafte Politik macht die irrationale Haltung der Vereinigten Staaten gegenüber dem IStGH deutlich.

„Aus vollkommen irrationalen Gründen setzt die Bush-Regierung seine Hauptverbündeten, darunter Lettland, unter Druck “, sagte Flattau. „Diese Art von Außenpolitik ist kurzsichtig und gegenproduktiv“.

Ein Grossteil der Länder, die von der Kampagne gegen den Internationalen Strafgerichtshof betroffen sind, sind wichtige Partner in dem „Krieg gegen den Terrorismus“ und den Drogenkrieg – zwei wichtige Bestandteile der amerikanischen Außenpolitik. Obwohl die Erweiterung der NATO lange ein Schwerpunkt der US-Außenpolitik war, wird militärische Unterstützung für sechs der sieben NATO-Beitrittsländer suspendiert. Wider Erwarten der Bush-Regierung unterstützen viele Länder weiterhin den IStGH anstatt dem amerikanischen Druck nachzugeben.

“Lettland und die anderen 34 Länder, denen militärische Unterstützung gestrichen worden sind, sollten nicht dafür bestraft werden, dass sie dass Prinzip der Rechtstaatlichkeit wahren – ein Prinzip das den Vereinigten Staaten angeblich so wichtig ist,“ sagte Flattau.