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Schule Nr. 62, Kharkiv, Ukraine, 27. Juni 2022. Die Schule war im Februar, März und April 2022 wiederholt russischen Angriffen ausgesetzt. © 2022 Human Rights Watch

Heute wird in Berlin eine große internationale Konferenz eröffnet. Ziel der Ukraine Recovery Conference ist es, staatliche Hilfen und private Investitionen für „ Wiederaufbau, Reformen und Modernisierung“ in der Ukraine zu mobilisieren.

Manche mögen das etwas seltsam finden. Schließlich ist Russlands von Gräueltaten übersäte und groß angelegte Invasion der Ukraine noch nicht zu Ende und auch die Zerstörung nimmt kein Ende. Es mag also etwas verfrüht erscheinen, über den Wiederaufbau zu sprechen.

Aber es ist nie zu früh, die Zukunft zu planen, und wenn es um Kinder und ihre Bildung geht, ist die Zukunft jetzt: Der Bedarf ist heute da, ob mit oder ohne Krieg.

Die Auswirkungen der russischen Invasion auf das ukrainische Bildungssystem sind enorm. Human Rights Watch hat umfangreiche Schäden und Zerstörungen an Schulen und Kindergärten durch Angriffe sowie durch die Besetzung, Plünderung und Zerstörung von Schulen durch russische Truppen dokumentiert. Nach Angaben der ukrainischen Regierung wurden mehr als 3.790 Bildungseinrichtungen beschädigt oder zerstört.

Die Geber, die sich diese Woche in Berlin treffen, sollten vorrangig den Wiederaufbau beschädigter Schulen unterstützen und sie für Kinder zugänglich machen.

Doch die Wiederinbetriebnahme von Gebäuden ist nur ein Teil dessen, was gebraucht wird.

Die Schäden an den Schulen und die Risiken für die Schüler*innen haben die Ukraine dazu veranlasst, in vielen Fällen auf Fernunterricht umzustellen. 

Vielen Eltern und Kindern fehlen jedoch noch immer die für den Fernunterricht erforderlichen Endgeräte und Anschlussmöglichkeiten.

Die Konferenz in Berlin sollte sich auch damit befassen und dafür sorgen, dass Kinder und Lehrkräfte die nötigen Geräte und Technologien zur Verfügung haben.

Und noch eine Sache. Nach wie vor werden in der Ukraine Kinder mit Behinderungen oder aus benachteiligten sozioökonomischen Verhältnissen in Heimen untergebracht - ein Vermächtnis aus der Sowjetzeit. Die ukrainische Regierung hat einen detaillierten Fahrplan für die Abschaffung der Heimunterbringung erstellt, und die jüngsten EU-Wiederaufbaugelder beinhalten Pläne für den Aufbau pflegefamilienähnlicher Heime für Tausende von Kindern.

Mit den neuen Mitteln aus der Berliner Konferenz sollte darauf hingearbeitet werden, dass die Kinder aus den Heimen herausgeholt werden.

Die russische Invasion geht weiter, der Krieg ist noch nicht vorbei und weitere Gräueltaten sind zu erwarten. Aber der Wiederaufbau der Ukraine hat bereits begonnen, und die Teilnehmer*innen der Konferenz in Berlin sollten nicht vergessen, dass die Zukunft des Landes in den Händen seiner Kinder liegt.

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