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Ein Schild mit der Aufschrift „Willkommen in Hotan Unity New Village” in Hotan, Xinjiang, 21. September 2018. © 2018 Andy Wong/AP Photo

Es ist jetzt etwa zwanzig Jahre her, dass ich zum ersten Mal in die chinesische Region Xinjiang gereist bin.

Eines Tages wanderte ich durch eine trockene Schlucht in den Flammenden Bergen außerhalb der Stadt Turpan, um eine Reihe von Höhlen zu besuchen, die vor Jahrhunderten in eine Felswand gehauen und innen mit bunten buddhistischen Wandmalereien verziert wurden. Ich war der einzige Tourist dort, und als ich allein den Weg von Höhle zu Höhle entlangging, war alles vollkommen still – abgesehen von einer Ausnahme.

Da war ein alter Uigur, der auf einer Dutar spielte, einem traditionellen, langhalsigen Zupfinstrument, das eine Art Laute ist und das Herzstück der uigurischen Musikkultur darstellt. Er saß auf einem Hocker und zupfte, sodass die Töne an den Felsen abprallten und in das enge Tal darunter hallten. Es war ergreifend und zeitlos, verbunden mit einer Tradition, die Jahrhunderte zurückreichte.

Das Erlebnis bekam eine noch tiefere Bedeutung, als ich auf dieser und einer weiteren Reise ein paar Jahre später in Xinjiang sah, dass die lokale Kultur immer rasanter verschwand.

Die Städte Urumqi und Kashgar beispielsweise wurden in rasantem Tempo umgestaltet. Block für Block wurden traditionelle Gebäude in ihrer für die zentralasiatische Architektur so typischen Lehmziegeltönung abgerissen und durch moderne Flachbauten aus Metall und Glas ersetzt.

Es schien, als würden nur sehr wenige traditionelle Gebäude erhalten bleiben – eine Koranschule und eine Moschee vielleicht – gerade genug, um ein lokales Wahrzeichen für Postkarten zu haben, aber sonst nichts.

Diese Tendenz zur kulturellen Auslöschung verstärkte sich Jahre später mit der „Strike Hard“-Kampagne der chinesischen Regierung, die darauf abzielte, die „Linie [der Uigur*innen] zu brechen, ihre Wurzeln zu brechen“. Das Ergebnis waren Verbrechen gegen die Menschlichkeit, darunter Massenverhaftungen, Zwangsarbeit und kulturelle Verfolgung von Uigur*innen und anderen turkstämmigen Muslimen in Xinjiang, eine Region, die einige turkstämmige Muslime als „Ostturkestan“ bezeichnen.

In einigen Teilen der Provinz wurden ganze turkstämmige Familien zwangsverschleppt oder auseinandergerissen, wobei die Erwachsenen inhaftiert und die Kinder in staatlichen „Waisenhäusern“ untergebracht wurden, die darauf abzielen, ihre Kultur und Identität auszulöschen.

Im Rahmen der Bemühungen der chinesischen Regierung, die uigurische Kultur in Xinjiang auszulöschen, wurden außerdem Hunderte von Dorfnamen geändert, die für die uigurische Bevölkerung eine religiöse, historische oder kulturelle Bedeutung haben. Die Behörden geben den Dörfern neue Namen, die eine plumpe, ja sogar provokative Propaganda widerspiegeln – wie „Happiness“ oder „Harmony“ – oder schlicht und einfach die Ideologie der Kommunistischen Partei.

Auf der langen Liste umbenannten Dörfern gibt es eines, das mir besonders auffällt. Ein Dorf wurde 2022 in „Red Flag“ umbenannt. Zuvor hieß es „Dutar“ – nach dem gleichnamigen Musikinstrument.

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