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Gesamtansicht von Menschen, die sich versammeln, um gegen eine geplante rechtsextreme Anti-Einwanderungsdemonstration in Walthamstow, London, zu protestieren, Mittwoch, 7. August 2024. © (AP Photo/Alberto Pezzali)

In den letzten zwei Wochen wechselte die Stimmung in Großbritannien zwischen Entsetzen und Hoffnung hin und her.

Als Reaktion auf rassistische und islamfeindliche Fehlinformationen, die im Internet verbreitet wurden, kam es in mehreren Städten zu rechtsextremen Krawallen. Rassistische Mobs griffen Moscheen und Asylunterkünfte an, attackierten Muslim*innen und People of Color, und auch Polizist*innen wurden verletzt.

Die Bilder waren wirklich erschreckend: Schlägerbanden auf den Straßen verbreiteten Gewalt, schlugen Fenster ein und legten Feuer. An einigen Stellen schien die Polizei überfordert zu sein, die Situation geriet außer Kontrolle und es drohten weitere Ausschreitungen.

Und dann drehte sich die Stimmung auf den Straßen um 180 Grad. Tausende von Menschen schlossen sich in ganz Großbritannien friedlichen Gegenprotesten an, um für Toleranz, Einigkeit und Integration zu demonstrieren. Die Mehrheit hatte gesprochen, und die Botschaft war eindeutig: Die gewalttätigen Schläger repräsentieren uns nicht. Wir lehnen ihren Hass ab und verurteilen dessen Folgen. Das war großartig zu sehen.

Während die unmittelbare Bedrohung weiterhin bekämpft werden muss, sollte die Regierung über Lehren nachdenken: Was haben wir gelernt, um hasserfüllte Gewalt in Zukunft in Schach zu halten?

Erstens: Die Worte von Politiker*innen spielen eine entscheidende Rolle. Viel zu lange haben prominente Politiker*innen wie die ehemalige britische Innenministerin Suella Braverman und der Medienmagnet und jetzige Parlamentsabgeordnete Nigel Farage eine gefährliche Anti-Einwanderungs- und Anti-Muslim-Rhetorik verbreitet. Sie sind natürlich nicht die Einzigen.

In den letzten Jahren hat eine rechtsextreme Sprache die Mainstream-Politik überflutet. Der politische Sündenbock für gefährdete Gruppen zu sein, "funktioniert" leider bis zu einem gewissen Grad, vor allem, wenn die Menschen die zunehmende Ungleichheit sehen und jemanden dafür verantwortlich machen wollen. Manche Leute glauben skrupellosen Politiker*innen, die ihnen erzählen, dass all ihre Probleme die Schuld einiger (meist machtloser) Menschen sind, die als "Außenseiter" dargestellt werden.

Auch die Mainstream-Medien sind bereit, ja geradezu erpicht darauf, bestimmte Gemeinschaften und Gruppen zu dämonisieren. All das ermutigt Extremisten und öffnet der Gewalt Tür und Tor.

Zweitens ist die Desinformation im Internet ein ernstes Problem. Sie hat bei den Ausschreitungen eine wichtige Rolle gespielt. Die politischen Verantwortlichen müssen sich bewusst machen, wie leicht soziale Medienplattformen genutzt werden können, um Hass zu verbreiten.

Es waren auch nicht nur unbekannte Personen, die Lügen und Gerüchte in den sozialen Medien verbreiteten. Elon Musk, der Eigentümer von X, früher bekannt als Twitter, meldete sich mit fehlgeleiteten und ignoranten Beiträgen zu Wort.

Das alles wirft ernste Fragen darüber auf, wie diese Plattformen verwaltet werden.

Drittens: Macht durch Menschen ist entscheidend. Es stimmt, dass es eine große Gruppe von Menschen gibt, deren Hass so stark ist, dass sie bereit sind, Gewalt auszuüben. Sie sind jedoch deutlich in der Unterzahl gegenüber denjenigen, die zu Recht entsetzt über diese Vorstellung sind.

Jahrelang wurde diese tolerante Mehrheit zu oft von aufmerksamkeitsheischenden Politiker*innen und Medien, die Hass schüren, überschattet. Der Widerstand, den wir in diesem Fall von der breiten Öffentlichkeit gesehen haben, ist ermutigend. In Zukunft müssen wir das noch öfter und früher sehen. Und je lauter, desto besser.

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