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World Health Organization headquarters in Geneva, Switzerland. © 2019 Anja Niedringhaus/AP Photo

Einerseits ist es unglaublich, wie schnell die Covid-19-Pandemie in Vergessenheit geraten ist - sie hat unser aller Leben tiefgreifend beeinflusst, aber niemand spricht mehr darüber. Andererseits ist das aber auch nicht wirklich überraschend. Nur die Wenigsten wollen in schwierigen Erinnerungen schwelgen, und neue Krisen verdrängen die alten in den Medienschlagzeilen, das Leben geht weiter.

Aber es ist wirklich erstaunlich, wie sehr die Machthabenden die Lektionen der Pandemie vergessen haben.

Die offizielle Zahl der Todesopfer durch Covid-19 liegt weltweit bei mindestens 7,1 Millionen, aber Schätzungen, die sich auf überschüssige Sterberaten in der ganzen Welt beziehen, gehen von der doppelten oder dreifachen Zahl aus. Die Auswirkungen der Pandemie auf Wirtschaft und Gesellschaft waren verheerend. Auch heute noch ist das Coronavirus eine tödliche Bedrohung.

Man sollte meinen, dass die Regierungen aus dieser Erfahrung lernen wollen, damit sie bei künftigen globalen Gesundheitskrisen wirksamer reagieren können. Offensichtlich nicht.

Die Mitgliedsländer der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verhandeln derzeit in Genf über ein neues internationales Abkommen zur Bekämpfung von Pandemien. Ihr Ziel ist es, die internationalen Systeme zur Prävention, Bereitschaft und Reaktion zu verbessern.

Doch nach zwei Jahren der Verhandlungen weist der Entwurf in seiner jetzigen Form immer noch erhebliche Probleme auf und zwar vor allem im Hinblick auf die Wahrung der Menschenrechte, wenn man die Erfahrungen der Vergangenheit berücksichtigt.

Während der Covid-19-Pandemie häuften wohlhabende Regierungen Ressourcen für die Gesundheitsversorgung an und stellten den privaten Profit über das menschliche Leben, indem sie die Bemühungen um einen Verzicht auf Patentrechte blockierten. Pharmakonzerne weigerten sich, Technologien allgemein weiterzugeben, wodurch die weltweite Produktion lebensrettender Arzneimittel wie Impfstoffe, insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, stark eingeschränkt wurde.

Die Menschenrechte wurden während der Pandemie auch in vielerlei anderer Hinsicht mit Füßen getreten.

Viele Regierungen schlossen Schulen ohne angemessene Alternativen, was verheerende Auswirkungen auf das Lernen und die Entwicklung von Kindern hatte. Andere befürworteten übereilt Online-Lernplattformen, ohne sich darüber Gedanken zu machen, wie diese Systeme Kinder überwachen.

Oftmals versäumten es Regierungen, die Rechte von älteren Menschen und Menschen mit Behinderungen zu gewährleisten. Sie versäumten es auch, die schwerwiegenden Auswirkungen der Pandemie auf Frauen und Mädchen und den weltweiten Anstieg von geschlechtsbezogener Gewalt zu berücksichtigen. 

Einige Regierungen setzten die öffentliche Gesundheit als Waffe ein, um Aktivist*innen und Gegner*innen ins Visier zu nehmen und die Rechte von Asylsuchenden zu verletzen. 

Zudem haben viele Regierungen ungeachtet der Pandemie die geplanten Ausgaben für das öffentliche Gesundheitswesen nicht eingehalten, so dass viele Menschen keinen Zugang zur erforderlichen Gesundheitsversorgung hatten. 

Solche Fehltritte und Versäumnisse von Regierungen während der Covid-19-Pandemie waren genau der Grund dafür, dass die Weltgesundheitsversammlung der WHO ein Gremium eingerichtet hat, das ein neues internationales Abkommen über Pandemien aushandeln soll.

Doch wenn die Regierungen, die jetzt in Genf über das Abkommen verhandeln, sich nicht an die Fehler der letzten Pandemie erinnern und sie nicht anerkennen, werden sie sie mit großer Wahrscheinlichkeit wiederholen. 

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