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Geflüchtete in Europa brauchen psychosoziale Unterstützung

Regierungen sollten Zugang für traumatisierte Menschen gewährleisten

Ukrainerinnen, die vor dem Krieg geflohen sind, warten vor einem von einer NGO betriebenen Zentrum in Paris, Frankreich, das Geflüchteten bei der Suche nach einer Unterkunft und der Ausstellung von Dokumenten hilft. 23. März 2022. © 2022 AP Photo/Francois Mori

“Wenn deine mentale Gesundheit nicht gut ist, wie willst du dann vorankommen?”, sagte Rafi (nicht sein richtiger Name), ein junger Afghane, der vor einigen Monaten nach Frankreich evakuiert wurde. Alle von uns in Frankreich interviewten Evakuierten, die nach der Machtübernahme der Taliban aus Afghanistan geflohen sind, berichteten wie sie weiterhin mit Trauma und psychischen Belastungen zu kämpfen haben.  

Doch damit sind sie nicht allein. Viele Überlebende und Zeug*innen der Gräueltaten in der Ukraine sind zutiefst traumatisiert. Selbst Berichterstattung darüber kann Menschen retraumatisieren, die vor Konflikten aus anderen Ländern geflohen sind, wie etwa aus Syrien. Eine globale Studie aus dem Jahr 2020 zeigt zudem, dass die Erfahrungen mit posttraumatischem Stress und Depressionen bei Geflüchteten und Asylbewerber*innen höher sind als in der Gesamtbevölkerung. Egal ob Berichte aus Afghanistan, der Ukraine, Syrien, Äthiopien und vielen anderen Regionen – immer wieder werden die verheerenden Auswirkungen traumatischer Erlebnisse deutlich. Sie zeigen auch, dass Schutz vor Gewalt nicht unbedingt zu einer sofortigen Überwindung von Trauma führt. 

Solch traumatische Erinnerungen können auch durch unmenschliche Bedingungen während der Flucht verstärkt werden, wie zum Beispiel in Libyen oder an der polnisch-belarussischen Grenze. Aber auch die Konzentration der Europäischen Union auf die Schließung der Außengrenzen statt auf die Rettung von Menschenleben, wodurch oft die Einreise verhindert wird und Rechtsunsicherheit entsteht, kann Trauma hervorrufen und verstärken. 

Studien deuten darauf hin, dass Menschen, die in Europa Zuflucht suchen, auf erhebliche Hindernisse stoßen, wenn es darum geht, psychologische Unterstützung zu erhalten. Im kürzlich veröffentlichten Bericht fand Human Rights Watch heraus, dass Asylbewerber*innen in Frankreich in den ersten drei Monaten ihres Aufenthalts keinen Anspruch auf volle Gesundheitsversorgung haben, was oft ein großes Hindernis für den Zugang zu psychosozialen Dienstleistungen darstellt. Für Geflüchtete, die in abgelegene Gebiete Frankreichs geschickt wurden, war solch ein Zugang noch schwieriger. Eine Fernbetreuung per Telefon oder Video ist selten. 

“Ich brauche jemanden, mit dem ich reden kann. Ich denke, das ist eines der wichtigsten Dinge für uns. Das könnte ... diese Albträume und die schweren Depressionen, die ich habe, stoppen”, sagte mir Rafi. Im Sinne der Verwirklichung des Rechts auf mentale Gesundheit muss eine psychosoziale Unterstützung endlich Priorität haben. Eine solche Unterstützung wäre auch ein wichtiger Beitrag zu langfristigen Integrationsbemühungen und zur Schaffung einer echten Willkommenskultur. Die europäischen Länder sollten sicherstellen, dass alle Geflüchteten und Asylbewerber*innen ausreichenden Zugang zu hochwertiger und angemessener psychosozialer Unterstützung haben. 

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