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Menschen steigen in einen Bus, der nach Afghanistan fährt, in Karatschi, Pakistan, 31. Oktober 2023.  © 2023 Fareed Khan/AP Photo

Wie die Leserschaft dieses Newsletters nur zu gut weiß, ist die Menschenrechtslage in Afghanistan katastrophal und das Land steht vor dem humanitären Kollaps.

Pakistans Behörden sind sich dessen zweifellos bewusst. Und dennoch zwingen sie afghanische Geflüchtete, nach Afghanistan zurückzukehren.

Im Januar kündigte das pakistanische Innenministerium an, dass Afghan*innen ohne offizielle Aufenthaltsdokumente die Städte Islamabad und Rawalpindi verlassen müssen, da ihnen sonst die Abschiebung droht. Selbst Afghanen, die über entsprechende Dokumente verfügen, die Geflüchteten den Aufenthalt in Pakistan ermöglichen sollen, wie z. B. die Registrierungsbescheinigung, müssen bis zum 30. Juni ausreisen.

Dies ist nur der jüngste in einer Reihe von Maßnahmen und Aktionen der pakistanischen Behörden gegen afghanische Geflüchtete.

Eine frühere Welle von Abschiebungen und Ausweisungen von September 2023 bis Januar 2024 zwang mehr als 800.000 Afghan*innen zur Rückkehr nach Afghanistan. Viele von ihnen waren in Pakistan geboren oder hatten jahrzehntelang dort gelebt.

Die pakistanische Polizei hat Häuser durchsucht, Menschen geschlagen und willkürlich inhaftiert und Dokumente von Geflüchteten, einschließlich Aufenthaltsgenehmigungen, beschlagnahmt. Sie haben Bestechungsgelder verlangt, um Afghan*innen weiterhin den Aufenthalt in Pakistan zu gestatten.

Solche Übergriffe scheinen geradezu darauf ausgelegt zu sein, afghanische Geflüchtete zur Ausreise zu zwingen. Die meisten Afghan*innen, die nach Afghanistan ausgereist sind, gaben als Grund die Angst vor einer Inhaftierung durch die pakistanischen Behörden an.

In Afghanistan angekommen, finden sie sich in der katastrophalen Situation unter den Taliban wieder.

Die Perspektiven für Frauen und Mädchen sind mehr als nur düster. Die Taliban haben Mädchen und Frauen den Schulbesuch nach der sechsten Klasse verboten, ihnen viele Beschäftigungsmöglichkeiten verwehrt und ihre Bewegungsfreiheit in der Öffentlichkeit eingeschränkt. Eine Frau darf nicht einmal ihr Haus verlassen, ohne dass ein männliches Familienmitglied sie begleitet.

Aber nicht nur Frauen und Mädchen sind mit großen Schwierigkeiten konfrontiert. Die Wirtschaft ist am Boden, Arbeitslosigkeit ist allgegenwärtig und das Gesundheitssystem ist zusammengebrochen. Mehr als 22 Millionen Afghan*innen, fast die Hälfte der Bevölkerung, benötigen dringend Lebensmittelhilfe und andere Unterstützung. Etwa 3,5 Millionen Kinder sind akut unterernährt.

Unterdessen gehen die ausländischen Hilfsgelder stark zurück.

Besonders gefährdet sind afghanische Staatsbürger, die in früheren Regierungsämtern oder anderen prominenten Positionen tätig waren. Ihnen droht Verfolgung, Folter oder der Tod. Ihre Zwangsückführung verstößt wahrscheinlich gegen Pakistans Verpflichtungen nach internationalem Recht.

Die pakistanischen Behörden wissen das alles, und dennoch erhöhen sie nur den Druck auf die afghanischen Geflüchteten, um sie zur Rückkehr zu bewegen.

Pakistan ist natürlich nicht das einzige Land, das die Realität in Afghanistan ignoriert. Deutschland und andere Länder haben afghanische Geflüchtete mitunter ebenfalls in Gefahr gebracht, indem sie sie nach Afghanistan abgeschoben haben. Das ist empörend und skrupellos.

Aber die Zahlen, mit denen wir es derzeit in Pakistan zu tun haben, sind gigantisch. Bei der letzten Abschiebeaktion Pakistans wurden etwa 800.000 afghanische Geflüchtete nach Afghanistan zurückgeschickt.

Wer weiß, wie viele Hunderttausende Menschen noch bei diesem neuen Vorstoß in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn Pakistan nicht seinen Kurs ändert.

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