In der Vergangenheit haben wir uns im Daily Brief bereits mit der brutalen Unterdrückung von Frauen in Afghanistan durch die Taliban befasst, sodass Stammleser*innen mit den groben Zügen der schwerwiegendsten Frauenrechtskrise der Welt vertraut sind.
Die Taliban haben Mädchen und Frauen den Schulbesuch nach der sechsten Klasse verboten, ihnen viele Beschäftigungsformen verwehrt und ihre Bewegungsfreiheit in der Öffentlichkeit eingeschränkt. Eine Frau darf ihr Haus nicht ohne männliche Begleitung verlassen. Die Taliban haben außerdem erklärt, dass Frauen in der Öffentlichkeit weder laut sprechen noch singen dürfen.
Zusätzlich zu diesen generellen Verboten für alle Frauen sind einige Gruppen von Frauen besondere Ziele der Taliban. Ein neuer HRW-Bericht dokumentiert, wie Taliban-Behörden ehemalige Polizistinnen bedroht haben – also Frauen, die unter der vorherigen Regierung bei der Polizei gedient haben. Aufgrund der Drohungen mussten viele untertauchen.
Man sollte allerdings nicht vergessen, dass auch viele afghanische Polizistinnen unter der alten Regierung gelitten haben. Hunderte von ihnen wurden von männlichen Kollegen und Vorgesetzten sexuell belästigt und angegriffen, einige sogar vergewaltigt. Die Täter wurden nie zur Rechenschaft gezogen – weder von den ehemaligen Behörden noch von den Taliban.
Die Überlebenden dieser Misshandlungen leiden noch immer unter psychischen Traumata und haben kaum oder gar keinen Zugang zu angemessener psychosozialer Unterstützung. Sie leben auch in Angst vor Vergeltungsmaßnahmen, nicht nur durch die Taliban, sondern auch durch ihre eigenen Verwandten, von denen einige glauben, dass ihre Arbeit die Familie „entehrt“.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Regierungen anderer Länder, die in der Vergangenheit Programme zur Ausbildung und Einstellung von Frauen in der afghanischen Polizei unterstützt haben, nun offenbar versuchen, sich aus der ganzen Angelegenheit herauszuhalten. Sie haben die Missbräuche ignoriert, als sie passiert sind, und haben diesen Frauen, die jetzt Sicherheit und Unterstützung suchen, im Allgemeinen kein Asyl gewährt.
Die Regierungen – darunter die der USA, Kanada, Japan und Deutschland und anderer EU-Länder – sollten asylsuchende afghanische Frauen unterstützen und diese Frauen vorrangig bei der Neuansiedlung von Geflüchteten berücksichtigen.
Die Hoffnung liegt darin, dass diese außenstehenden Regierungen ihren Teil der Verantwortung erkennen und das Richtige tun.